KI könnte die Waage aus dem Gleichgewicht bringen – wird der Wert juristischer Arbeit standhalten?

Abgerechnet in Stunden, erledigt in Minuten: Wird KI das Abrechnungsmodell der Anwaltskanzleien ins Wanken bringen?

31 Jul 2025 in
LegalTech

Wenn Geschwindigkeit kostenlos wird – wofür zahlen Mandanten dann eigentlich?

Generative KI verändert die Art und Weise, wie juristische Arbeit entsteht. Was früher vier Stunden sorgfältiger Analyse erforderte, kann heute – zumindest teilweise – in wenigen Minuten von einem Sprachmodell erstellt werden. Doch während die Technik die Bearbeitungszeit verkürzt, rechnen viele Kanzleien weiterhin nach Stunden ab. Das führt zu einem grundlegenden Spannungsverhältnis: Zahlen Mandant:innen für Zeit – oder für Expertise?

KI stellt das Stundenhonorar infrage

Das Abrechnungsmodell auf Stundenbasis wird seit Langem kritisiert – es belohnt Ineffizienz und bremst Innovation. Mit Tools wie ChatGPT, Harvey oder spezialisierten Legal-AI-Copiloten lassen sich Memos verfassen, Verträge strukturieren oder Urteile zusammenfassen – in Rekordzeit. Aber wenn eine Aufgabe, die früher mit 4 Stunden abgerechnet wurde, heute nur noch 10 Minuten dauert – gibt es dann Rabatt? Oder ist die Anwältin einfach effizienter?

Was früher vier Stunden strategischer Analyse benötigte, dauert heute 20 Minuten. Bedeutet das: 1.200 € werden zu 100 €? Nicht ganz – aber Mandant:innen wollen wissen, warum nicht.

Tatsächlich sind die wenigsten Kanzleien bereit, ihre Preise an KI-beschleunigte Abläufe anzupassen. Doch Mandant:innen wissen zunehmend, welche Tools genutzt werden – und hinterfragen den Wert zeitbasierter Abrechnung, wenn Zeit nicht mehr der Engpass ist.

Zeig mir die Zahlen: Wie viel Zeit spart KI wirklich?

Studien von McKinsey, Thomson Reuters und Gartner zeigen: Generative KI kann je nach Aufgabe 20–70 % der Arbeitszeit einsparen:

  • Standardvertragsentwürfe: 40–70 % schneller mit vorlagenbasierten Copiloten
  • Dokumentenprüfung & Risikofilter: bis zu 55 % Zeitersparnis bei automatisierter Erstanalyse
  • Juristische Recherche & Urteilssynopsen: 30–50 % schneller durch generative Suchtools
  • Due-Diligence-Datenanalyse: 25–40 % Zeitersparnis in frühen Transaktionsphasen

Je nach Jurisdiktion und Prüfpflichten variieren die Werte – doch eines ist klar: Zeit ist nicht mehr der entscheidende Engpass – Glaubwürdigkeit und Analysefähigkeit schon.

Value-Based Pricing: Vom Konzept zur Notwendigkeit

Über wertorientierte Honorarmodelle wird seit Jahren diskutiert. KI könnte sie zur Pflicht machen. Statt Zeit zu berechnen, müssen Kanzleien künftig den Mehrwert rechtlicher Leistungen erklären: Risiken vermieden, Deals ermöglicht, Rechte gesichert. Das bringt:

  • ✔ Fokus auf Expertise statt Aufwand
  • ✔ Förderung von Effizienz und Transparenz
  • ✔ bessere Ausrichtung von Kanzleiinteressen und Mandantenbedürfnissen

Ethische und regulatorische Fragen

Jurisdiktionen wie die EU und das Vereinigte Königreich prüfen bereits Regeln zum KI-Einsatz in der Rechtsberatung. Zentrale Fragen:

  • Transparenz: Müssen Mandant:innen erfahren, wenn KI eingesetzt wird?
  • Qualitätssicherung: Wer prüft und verantwortet KI-generierte Inhalte?
  • Honorarbegründung: Haben Mandant:innen ein Anrecht auf die echte Bearbeitungszeit?

Die ABA Model Rules und nationale Standesregeln betonen zunehmend: Honorare müssen „angemessen“ sein – gemessen an Aufwand und Ergebnis, nicht an Stundenzetteln.

Auf dem Weg zu einer neuen Abrechnungslogik

KI wird juristische Honorare nicht abschaffen – aber sie wird verändern, wie sie begründet werden. Die Zukunft könnte so aussehen:

  • ✔ Hybride Modelle: Zeit für menschliche Expertise, Festpreise für KI-gestützte Aufgaben
  • ✔ Ergebnisorientierte Vergütung: Bezahlung für Resultate, nicht für Prozesse
  • ✔ Transparente Aufschlüsselung: Was wurde automatisiert, was manuell geprüft?

„KI reduziert die Zeit. Jurist:innen müssen den Wert begründen.“

Fazit

KI ersetzt keine Jurist:innen – aber sie verändert, wie sie ihre Honorare rechtfertigen. In einer Welt, in der juristische Ergebnisse in Sekunden generiert werden können, zählt der menschliche Mehrwert: strategisches Denken, Verantwortung, Urteilskraft. Die Abrechnung muss folgen – nicht um den Beruf zu entwerten, sondern um seine neue Realität abzubilden.

Die Uhr tickt – aber nicht mehr in abrechenbaren Stunden.

Quellen & weiterführende Literatur

Bildnachweis: Andrey_Popov – Shutterstock

Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf einer automatisierten Übersetzung des englischen Original-Beitrages. Sprachliche Abweichungen sind möglich.